Das ist ein Kloster, in dem Kartäusermönche oder Kartäusernonnen wirken oder einmal gewirkt haben. Der Name stammt vom Kartausengebirge/Chartreuse-Massiv/Massif de la Chartreuse (= lat. cartusia, fr. chartreuse, dt. Kartause) in den nordfranzösischen Alpen, wo Bruno von Köln 1084 das 1. Kartäuserkloster gegründet hat.
In Österreich gibt es drei ehemalige Kartäuserklöster: Mauerbach bei Wien (1314 gestiftet), Gaming im Ötscherland (1330) und Aggsbach in der Wachau (1380), am südlichen Donauufer gelegen. Alle Drei wurden 1782 im Rahmen der Reformen von Kaiser Joseph II. aufgehoben, weil die Kartäuser streng kontemplativ leben, also sich vor allem dem Gebet und der spirituellen Betrachtung widmen.
Die Kartäuser
Der Kartäuserorden geht auf Bruno von Köln(+1101) zurück. Der um 1030 geborene Heilige wirkte ab 1056 als Leiter der berühmten Domschule von Reims (Frankreich). Bescheiden verzichtete er auf die Karrierechance, Erzbischof zu werden (1080 und 1091). Stattdessen wählte er das Leben als einfacher Mönch und gründete 1084 mit 6 Gefährten im Kartausengebirge bei Grenoble (im Südosten Frankreichs) ein kleines Kloster: die erste Kartause. Der Leitspruch der Mönche war: Einsamkeit und Schweigen als Wege zu Gott und Dienst am Nächsten. Dem Beispiel frühchristlicher Einsiedler folgend, suchten die Mönche in der Stille der Zelle sich im intensiven Gebet und mittels des aufmerksamen Lesens der Bibel Gottes Anruf zu öffnen und die Nächstenliebe im stellvertretenden Gebet für die Mitmenschen sowie im klösterlichen Gemeinschaftsleben zu verwirklichen. Obwohl selber in strenger Armut lebend, unterstützten die Kartäuser Notleidende immer mit Gaben.
Auch heute folgen in 23 Kartausen (davon 18 in Europa) ca. 370 Mönche und ca. 75 Nonnen dem Beispiel Sankt Brunos, indem sie Gott in Einsamkeit und Schweigensuchen und lieben, durch ihr Leben radikaler Zuwendung zu Gott Zeugnis ablegen für die Wirklichkeit des göttlichen Seins, das die Liebe ist, aber auch ihren Mitmenschen durch ihr stellvertretendes und fürbittendes Gebet dienen.
Die Kartause Aggsbach
1380–1782
Als kleinste der Niederösterreichischen Kartausen 1380 von Heidenreich von Maissau, Landmarschall von Österreich, und seiner Gattin Anna(aus dem Geschlecht derKuenringer) gestiftet, war Aggsbach ein Ort des Gebets und der Kontemplation, aber auch eines regen Geisteslebens.
Aggsbach heute
Auch heute möchte die Kartause – besonders durch das Museum und den Meditationsgarten – dem Besucher den spirituellen Reichtum der Kartäuser erschließen und so auch Impulse für das eigene innere Wachstum ermöglichen.
Besichtigt werden können:
die gotische Kartausenkirche (heute Pfarrkirche) mit sehenswerter barocker Einrichtung und schönen Schlusssteinen;
das Kartäusermuseum (Themen: der Ordensgründer Bruno, die Kartäuser und die Geschichte der Kartause Aggsbach) samt Mönchszelle mit Originalmobiliar;
der Meditationsgarten, wo der ehemalige Bereich des Großen Kreuzganges und der Mönchszellen des Klosters (ab 1784 abgetragen) als „Grüner Zellentrakt“ durch von Rankpflanzen bedeckten Pergolen wiedererstanden ist und Texte von Kartäusern und modernen Denkern zur Besinnung einladen;
die alte Hammerschmiede, die die vergessene Welt der Schmiedekunst wieder erstehen lässt, und
das Mineralienzentrum Steinstadel, das in die faszinierende Welt der Kristalle und anderer (edler) Steine entführt und u. a. den Zugang zum mineralogischen Reichtum des Dunkelsteinerwalds öffnet.